Apollo –
i can be your hero, baby, i can kiss away the pain
i will stand by you forever
Heute wollen wir schauen, ob der Gott Apollo als Motiv für ein Tattoo geeignet ist.
Apollo ist der Sohn des Zeus. Das durchtriebene, amouröse Temperament von Zeus hatten wir ja letzte Woche beschrieben. Und, um es gleich auf den Punkt zu bringen, Apollo steht seinem Vater Zeus in Punkto Eifer, Zorn und Begierde um nichts nach. #me
I.
Er übertrifft ihn sogar noch: er interessiert sich weniger für das Liebesabenteuer und die Verführung, ihm geht es vielmehr um die reine Selbstdarstellung dabei, die in mancher Auseinandersetzung gar in Größenwahn umschlägt. Beispielsweise verfolgt er die wunderschöne Tochter der Natur, Daphne, mit seinen Liebesschwüren. #follow4follow
Daphne, die von diesem Gott nichts wissen will, und diesem auch eindeutig ihre Missgunst mitteilt, sieht sich schon allzu bald einem tobenden Casanova gegenüber. Apollo erträgt keinen Korb und keine Niederlage. Je mehr sich Daphne ihm entzieht, um so stärker verfällt er der Frau. Er bedrängt sie so unerschütterlich, ihn zu ihrem Mann zu nehmen, dass Daphne nur ein Ausweg bleibt: sie bittet ihren Vater, den Flussgott Peneus, sie in einen Lorbeerbaum zu verwandeln – um für Apollo nicht mehr attraktiv zu sein. #blocked
Und es wirkt: Apollo sieht ein, dass ein Lorbeerbaum wohl nicht als Frau an seiner Seite taugt. Nachdem er sich vergewissert hat, dass Daphne nun bis an ihr Lebensende als Baum weiterleben wird, lässt er von ihr ab und zieht von dannen; nicht ohne sich noch ein paar Zweige von Baum-Daphne abzuzwicken, um sie als Lorbeerkranz auf dem Kopf zu tragen.
Das ist wahres Machotum. Oder ein Fall für die Psychatrie. #mentalhealth
Von wegen strahlender Gott – eher müsste man wohl sagen, Gott der Inszenierung, des Hochmuts und der Selbstdarstellung. „Bedenke dies, oh du zu Tätowierender“, würde Ovid demjenigen raten, der sich diesen Gott auf die Haut tätowieren lassen will. Denn es wird noch übler.
II.
Apollo muss sich in jeden Wettkampf werfen. Beispiel zwei: Nachdem ihm das schöne Flötenspiel des Satyrs Marsyas zu Ohren kommt, sieht er sich sogleich berufen, sich mit diesem zu messen.
Ein Musik-Duell muss her! Jury: die Musen!
Wer mag wohl der bessere Musiker sein? Für Apollo ganz klar: er selbst! Nachdem Marsyas dezent und feinsinnig auf der Flöte vorspielt, stürmt Apollo die Bühne, fällt auf die Knie und spielt wie ein Wahnsinniger auf seiner Gitarre. Ein Solo jagt das nächste. Dann treibt Apollo mit krachenden Powerchords die Musik nach vorne. Und, um alle Register zu ziehen, fängt Apollo auch noch an zu singen (was dem Marsyas auf der Flöte nicht möglich ist). Apollo malträtiert seine Gitarre links und rechts und rückwärts; #heavymetal
Marsyas kann da nicht mithalten. Die Jury aus Musen spricht Apollo den Sieg zu. Zur Belohnung darf er nun mit Marsyas machen was er will. Apollo läßt den Marsyas mit dem Kopf nach unten an eine Fichte binden und zieht ihm nach und nach die Haut von den Knochen. #torturing
Schauen so wahre Sieger aus? Nun ja, vielleicht. Aber solch hautfeindliche Person auf der eigenen Haut zu verewigen, scheint bei solch dermatologischen Exzessen doch etwas zu gewagt.
Vielleicht fühlt sich Apollo geschmeichelt, wenn er sich selbst auf der Haut des Tätowierten erblickt. Wehe aber, wenn nicht. Am Strand der Eitelkeiten mag sich Apollo, Gott der Sonne, wahrlich rächen, und dann bliebe es wohl nicht nur bei einem kleinen Sonnenbrand.
Als Wahl für ein Tatoo-Motiv bekommt Apollo so nur die Note 4
(wir würden eine glatte 6 geben, haben aber Angst vor Rache).
Für Fans von: Gaddafi, Berlusconi, Trump, Apollo Creed, Game of Thrones
Nächstes mal, versprochen, wird es versöhnlicher: mit der Motiv-Idee des freundlichen, weißen Hasen bringen wir einen echten Sympathie-Träger.