Götter, Mensch und Fabeltier III – White Rabbit
In der heutigen Folge „Von Götter, Mensch und Fabeltier“ geht es darum, ob der Hase ein geeignetes Motiv für eine Tätowierung darstellt. Und vorneweg: beim Hasen handelt es sich um eine gänzlich andere Kämpfernatur, wie es bei den zuvor besprochenen Typen, Apollo und Zeus, der Fall war.
Auf den ersten Blick mag der Hase von weicher, sanfter und kuschliger Natur sein. Nicht einer, der es mit den blinden Wutanfällen des Zeus, oder der grausam narzisstischen Gewalt des Achilles aufnehmen kann. Aber weit gefehlt, der Hase ist raffiniert, wenn gar nicht ausgebuffter als all seine Kollegen aus der Kraftmeier-Allee. #fluffy
Zum einen „kämpft“ er mit der totalen Hingabe. In der asiatischen Mythologie wird er als „Hase im Mond verehrt.“ Warum? Im Gegensatz zu Fuchs und Affe konnte der Hase ihrem Gast keine Speisen und Geschenke anbieten. Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen den Tieren. Diesen Konflikt löste der Hase letztendlich auf indem er ins Feuer sprang, und sich selbst zum Abendessen anbot. Diese Opferbereitschaft ist wohl als „grenzenlos“ zu bezeichnen. Macht aber auch sehr mächtig; denn der Hase schaffte so vollendete Tatsachen. Rien ne va plus. Der Rauch dieses Feuers stieg dann bis zum Mond auf, und sammelte sich dort in Gestalt des Hasen: der Hase im Mond. Seine Opferbereitschaft verewigte sich im Himmel.
Apropos Grenze: Das Überwinden von Grenzen ist wohl die deutlichste Eigenschaft des Hasen. Daher kann der Hase als Tattoo-Motiv durchaus ans Herz gelegt werden: für alle diejenigen, die sich mit ihren Grenzen beschäftigen wollen, den körperlichen, räumlichen und geistigen. Für Abenteurer und Sinnsuchende ist Meister Lampe das perfekte Motiv. Auf dem eigenen Körper tätowiert, als Motiv der Überwindung und Überschreitung. #borderline
Grenzenlos ist auch Fähigkeit des Hasen in verschiedenen Zeitzonen aufzutauchen (Alice im Wunderland) sich zu verwandeln (um wieder als Kaninchen aus dem Zauberhut gezogen zu werden), und als Mischwesen zu erscheinen (Wolpertinger).
Erst der, der weiß wie der Hase läuft, hat die wahre Macht. Der Hase steht für die Fähigkeiten in das Unbewusste hineinzudringen, an verborgene Wünsche und Begierden zu gelangen. Das macht ihn geheimnisvoll. Die Fähigkeit, sein Reich in das Erdinnere zu verlegen, all die unterirdischen Gänge zu nutzen, und an verschiedenen Ausgängen wieder aufzutauchen, macht seine Widersacher närrisch und hilflos. Folgst du aber deinem Hasen, dann wirst du wahre Wunder erleben. Die San Francisco Truppe Jefferson Airplane kann ein Lied davon singen („white rabbit“ ); und der arme Donnie Darko erst recht. Die Mangas in Japan beziehen sich häufig auf den Hasen, wenn es um unergründliche Kräfte geht. Filmtip: „Sailor Moon“, in dem das Mädchen Usagi Tsukio, genannt Bunny, allein durch ihre Kraft zu lieben und zu vergeben, das Böse besiegt. #woodstock
Insgesamt kann zu einem Hasen als Motiv für ein Tattoo geraten werden, die Frage auf welches Körperteil bleibt jedem jedoch selbst überlassen.
Als Wahl für ein Tatoo-Motiv bekommt der weiße Hase die Note +2
Für Fans von: Johnny Depp, Braveheart, Loki, Mümmelmänner, Jerome John „Jerry“ Garcia, Till Eulenspiegel
Bleibt ein pikantes Detail:
Der Osterhase scheint ein etwas sonderbarer Verwandter unseres mythologischen Hasen zu sein. Hat er doch stets nur das Eine im Sinn. Zeugen, was das Zeug hält. So wurde er zu Ostern als Fruchtbarkeitsträger verehrt. Und als Bote des Ostereis, in welchem das Neue entschlüpfen wird. In den amerikanischen Urgeschichten traut man ihm sogar zu, das Universum erschaffen zu haben – solch eine sexuelle Power soll ihm innewohnen. Mit diesem Künstler auf seiner Seite (oder Haut), läßt sich gut schunkeln und erobern. Greift an, ihr holden Hasenbesitzer… #durex
(HASEN vom Redakteur Julian aus San Francisco August 2018)