Die Stroke-Art-Fair 2019
Die Stroke-Art-Fair öffnet am 16.Mai um 17.00 Uhr in der Alten Akademie in der Neuhauser Straße 8 in München ihre Pforten. Motto der Veranstaltung: Die Kunst soll revolutioniert werden. Grund genug auch für uns Tätowier-Fans, dort einmal vorbeizuschauen – sind wir doch immer auf der Suche nach neuen Motiven und Eindrücken. Auch für Menschen, die sich überlegen, ein Tattoo stechen zu lassen, bietet die Stroke viel Raum für Gedankenspielerei.
Die Stroke ist eine Messe für neue globale Entwicklungen in der Urban Art. Sie will Kunst für das 21. Jahrhundert präsentieren. Die Stroke zeigt sich als sehr offene Veranstaltung, auf der Kunst zwischen Künstler und Besucher interagieren soll. Sie bildet den Rahmen, um den herum es zahlreiche Events und Veranstaltungen gibt. Es finden Workshops, Live Paintings und Parties rund um das Kunstgeschehen statt. Sehr interessant: Es wird auch live tätowiert. Jeder Besucher kann in neue Welten eintauchen und reicher aus ihnen austreten. Um dann gleich wieder einzutauchen. So funktioniert Inspiration.
Sicherlich ist die Kunst von Banksy ein bekanntes Aushängeschild solcher urbaner, unvermittelter Kunst. Er hat mit seiner Graffiti-Kunst den Bekanntheitsgrad geschaffen, den die Mitte der Gesellschaft mit junger, wilder Street Art verknüpft. Denn nicht die wilden Guerilla Graffiti-Künstler verschandeln die Städte, wie uns die Boulevardmeinung glaubhaft machen will, es sind die zahlreichen Interessen der Stadtgestalter und schlechte Werbekampagnen. Banksy sagt:
„Sie kommen jeden Tag und verunstalten unsere Städte. Sie hinterlassen überall ihre idiotischen Schriftzüge. Sie machen aus der Welt einen hässlichen Ort. Wir nennen sie Werbeagenturen und Stadtplaner.“
Die vielen individuellen Artefakte wie Graffitis und Murals, aber auch die gelungenen Tattoos einzelner Stadt- und Landbewohner sind Zeichen persönlicher Wertschöpfung, die unsere visuelle Welt bereichern. Im Gegensatz dazu stehen die massiven Parolen von Werbebannern in der Stadt, die nur eins wollen: uns zum Kauf bewegen. Diese Konsum-Anzeigen verschandeln, oft unbewusst und unmerklich, unser Stadtbild. Das meint Banksy, wenn er dafür plädiert, die Städte mehr mit individuellen Dingen, sei es Graffiti oder anderen künstlerischen Aktionen, zu überziehen, und sie so zu „verschönern“. Daher entscheiden sich viele Tätowierte, dieses Statement zu unterstützen, und lassen sich eins der berühmten Banksy-Graffitis auf die Haut tätowieren. So z.B. der Panda mit dem Revolver, der Blumen werfende Demonstrant, die Ratte mit der Sonnenbrille, oder die Kinder mit dem Luftballon, die auf dem Waffenarsenal stehen. Auch mit Tattoos kann man Zeichen gegen den Status Quo setzen.
Die Stroke Artfair ist Social Entrepreneurship und eine Form eines neu verstandenen Marketingbegriffs zugleich. Sie möchte die Kunst auf der Straße, auf den Hinterhöfen, und solche Kunst, die nicht schon etabliert ist, sobald sie das Licht der Welt erblickt, sondern oftmals im Dunkeln agiert, aufgreifen und als „revolutionäre“ Strömung sichtbar machen.
Wir dürfen gespannt sein, was uns die Stroke 2019 präsentieren wird. So wird beispielsweise das politische Gemeinschaftsprojekt des Münchner Künstlers Capo, der Agentur Serviceplan/Plan und der Stroke selbst vorgestellt: „Narben der Demokratie.“ Hier werden Bilder von gemalten Menschen gezeigt, auf denen sich zahlreiche Slogans befinden, die auf die Haut tätowiert sind. Das Projekt widmet sich der in der weltweit immer noch häufigen Zensur künstlerischer Freiheit und der Unterdrückung des individuellen Ausdrucks. Sie haben sich die Aussage von Deeyah Khan von der UNESCO zu Herzen genommen:
„The rights of artists to express themselves freely are under threat worldwide. Art has the extraordinary capacity to express resistance and rebellion, protest and hope…“
Diesen freiheitlichen, künstlerischen Ansatz gilt es zu unterstützen, und kann auch in der Tätowier-Szene aufgenommen werden. Denn hier wird Kunst direkt, authentisch und ästhetisch durchdacht auf die Haut und somit in die Welt gebracht. Eine Tätowierung hat damit eine soziale, relevante Komponente.
Unterstützen wir die Stroke 2019 in München mit unserem Erscheinen, denn das Kleinod alternativer Kunst ist gefährdet. Die Mieten in München sind mittlerweile so hoch, dass sowohl die Künstler selbst kaum Raum für ihre Arbeit finden, als auch die Stroke mit den Immobilienpreisen in München nicht mehr mithalten kann und möchte. Die Stroke Artfair sollte nicht zum letzten Mal in München stattfinden. Die Subkultur in und um München gilt es zu erhalten.
by Julian Bachmann