Der Tod spielte seit jeher eine zentrale und wichtige Rolle im Leben der Menschen, was sich auch in den Gottheiten praktisch aller Kulturen wiederspiegelt: nahezu überall auf der Welt kannten die Menschen neben Göttern für Liebe und Krieg, Handel und Fruchtbarkeit oder Sonne und Mond auch stets einen Totengott. Im alten Ägypten, das einen besonders elaborierten und ritualisierten Umgang mit Verstorbenen entwickelte, kam dem Totengott Anubis eine ganz besondere Bedeutung zu. Wenn man es ganz genau nimmt, war der Schakal-köpfige Anubis (oder auch Inpu oder Anpu) nämlich nicht der Gott der Toten sondern der Gott des Totenkults und der Mumifizierung.
Die Ägypter glaubten daran, dass ein Mensch nach dem irdischen Leben im Jenseits weiterleben könne, allerdings nur, wenn die Totenriten exakt und peinlich genau eingehalten würden und der Leib des Verstorbenen durch Mumifizierung erhalten bleibt. Anubis’ Aufgabe war es, über die Mumifizierungsriten zu wachen und danach den Toten über den Fluß Eridanus zu begleiten, der die Welten der Toten von der der Lebenden trennt. Dieser Aufgabe verdankt er auch sein Ausehen, denn Schakale und Hunde galten bei Wüstenvölkern als Träger der Seelen Verstorbener. Neben dem bekannten Symbol des Anch (Henkelkreuz oder Nilschlüssel) wird Anubis meist auch mit dem sogenannten Was-Zepter dargestellt, einem Stab mit einer Art Haken am Ende, oft in Gestalt eines Tierkopfes. Im Gegensatz zum Anch ist die Bedeutung des Was-Zepters umstritten, es scheint sich aber um ein Autoritätssymbol zu handeln, das sich möglicherweise aus einem Hirtenstab abgeleitet hat.