Und manchmal sagt er: Wuff!
SEX, ROCK’N‘ ROLL und TATTOOS, wohin das Auge blickt. Die Folsom Street Fair ist ein Tummelplatz für Körperkultur. Überall präsentieren Menschen ihre Körper und die Verzierungen auf und in diesen! Tattoos, Implantate, Leder, Ketten, Halsbändern und vieles mehr! Und natürlich das Adamskostüm – vielleicht etwas zu oft vertreten. Überall tritt ein sehr angenehmes Selbstbewusstsein auf. Ein sehr schöner und sonniger Tag heute auf der Folsom Street Fair 2018. Die Folsom Street in San Francisco verwandelt sich einmal im Jahr im September in ein Strassenfest für Bdsm -Wütige, Fetischisten und Anhänger des Bizarren. Sehen und gesehen werden – und das alles sehr friedlich. Wohl der einzigste Platz in Amerika, der solch eine Gleichheit in der Bevölkerung repräsentiert. Es sind alle Nationen vertreten, alle sexuellen Ausrichtungen, alle Einkommensklassen. Hauptsache man versteht sich, liebt sich, und kommuniziert auf einer gemeinsamen Ebene – die der Lust. Jeder nach seinem Gusto. Alle möglichen unterschiedlichen Vorlieben in der Lebensgestaltung feiern, tanzen, und treffen sich in einer so entspannten Atmosphäre, wie ich sie selten erlebt habe.
Das entspannt, und ist spannend.
Die meisten Teilnehmer der Folsom Street Fair sind tätowiert. Tattoos auf dem Körper: oft stehen sie am Anfang einer Lebensgeschichte, die sich selbst gestalten will – sei es als Transgender, hetero- bzw. homosexuell, oder wie auch immer. Im immer noch prüden Amerika bedarf es dieser „message“.
Hier will keiner gesagt bekommen, wie er zu leben und zu lieben hat.
Ich lese auf dem Po eines Teilnehmers:
„Be who you are and say what you feel.
Because those who mind, don’t matter,
and those who matter, don’t mind.“
In der extremsten Form bedeutet dies, daß ein Mensch sich als Hund, Pferd oder als Echse präsentiert, und das sehr ernst meint. Der Echsenmann hat seine komplette Haut mit Schuppen tätowiert. Er bemerkt meinen Blick und winkt mir zu.
Oder im Hundebereich. Dort treffen sich all diejenigen, die sich selbst gerne als Hund erleben. Es gibt einen Tummelplatz, in dem die Hundeherren und -damen ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen können. Es wufft und wafft an allen Ecken. Es amüsiert mich, denn gesehen habe ich schon viel – ein Hundemenschen-Spielplatz war noch nicht dabei.
Suum cuique – jedem das seine. Wichtig ist nur eines: Respekt!
Auch Respekt vor denjenigen, die mit solchen Angelegenheiten nichts zu tun haben, die Minderjährigen. Daher ist die Folsom Street Fair auch ein eingezäuntes Areal mit streng bewachtem Einlass.
Und Respekt unter den Erwachsenen. Eine sehr nette junge Dame macht mit einem Schild darauf noch einmal aufmerksam: Ask first! Alles darf sein – aber mit gegenseitigen Einverständnis. Am Anfang steht das FRAGEN. Ist eine Annäherung überhaupt gewollt, und sei es auch nur das Fotografieren.
Läßt man sich auf das ganze Spiel der Folsom Street Fair wirklich ein, begegnet einem die KINK-Community als sehr interessantes Experimentierfeld, in dem sich immer die ein oder andere Erfahrung machen läßt – im Großen, wie im Kleinen.
Autor: Julian Bachmann